Rezension – Dramaqueen: Frauen zwischen Beurteilung und Verurteilung

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Ich lebte in allen mir bekannten Klischees: zwischen Basic Bitch und Pick-Me-Girl, zwischen Schlampe und Prüde in Pink. Ich war getrieben vom Wunsch nach Liebe, zwischen Freundinnen und Misogynie, ich wurde beurteilt und habe verurteilt, um nicht selbst verurteilt zu werden.

Seite 26

Inhaltsangabe

Laut zu sein ist immer auch ein bisschen unangenehm, vor allem als Frau. Da wird man schnell mal als »hysterisch« oder »dramatisch« abgestempelt. Doch das sind nicht nur Begriffe, die von Männern genutzt werden – auch Frauen verwenden sie, um andere Frauen zu degradieren: »Ich bin nicht so wie die anderen« oder »Männer sind einfach viel weniger Drama« sind nur ein Bruchteil der Sätze, die man selbst im Jahr 2022 noch hört. Doch woran liegt das eigentlich?

In ihrem neuen Buch widmet sich die Kulturwissenschaftlerin und erfolgreiche Influencerin Tara-Louise Wittwer der offensichtlichen und unterschwelligen Abwertung von Weiblichkeit. Sie legt offen, dass nicht nur Männer misogyn – also frauenfeindlich – handeln, sondern auch Frauen untereinander. Durch das Aufwachsen und die ständige Konditionierung in patriarchalen Strukturen hat sich Misogynie in unseren Köpfen verfestigt. Die Aktivistin hinterfragt schonungslos ihre eigenen Verhaltensmuster und die der anderen. Sie reflektiert ihre Rolle als Frau in der Gesellschaft – zwischen Be- und Verurteilung – und zeigt Wege auf, wie wir als Frauen (und Männer!) fairer miteinander umgehen können.

Meine Gedanken

@wastarasagt gehört auf Instagram und auf TikTok zu den Accounts, denen ich seit Ewigkeiten folge. Sympathisch, humorvoll und offen spricht Tara-Louise Wittwer die Themen an, denen leider immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Bei meinem letzten Besuch in der Buchhandlung, musste dieses bunte Büchlein dann mitkommen.

Tara-Louise nimmt kein Blatt vor den Mund. Und ich liebe es. Ungefiltert, authentisch und auch selbstkritisch schreibt die Autorin über internalisierte Misogynie, weaponized incompetence, Mansplaining, die Rolle der Frau und und und … Mit ihrem wunderbaren Schreibstil und die Art, wie sie die Themen in Angriff nimmt, hatte sie mich nach zwei Seiten in der Tasche. Beim Lesen hat man das Gefühl, man sitzt mit einer guten Freundin bei einer Tasse Kaffee zusammen. Man lacht, man ist geschockt, man glaubt kaum was man liest/hört.

„Dramaqueen“ ist nicht mein erstes Buch zum Thema Feminismus – aber meine #1. Egal ob man blutiger Anfänger ist, oder sich schon mit dem Thema beschäftigt hat. Egal ob Mann oder Frau oder weder noch. Lest es, redet darüber, teilt eure Meinung und eure Erfahrungen. Ihr werdet, wie auch ich, Neues lernen und in Zukunft genauer hinschauen und hinhören. Ihr werdet aufmerksamer sein und euch (wie auch ich) hier und da mal selbst an die Nase fassen müssen.

Liebe Tara-Louise, danke für dieses tolle Buch!

Weitere Buchtipps zum Thema Feminismus

Was wir Frauen wollen von Isabel Allende

“Was wir Frauen wollen” (engl. The soul of a Woman) ist ein inspirierender und persönlicher Rückblick auf Isabel Allendes Leben und ihre faszinierende Geschichte.

Unglaublich offen und ehrlich schreibt Allende über ihre Kindheit in Chile, über die Rolle der Frau, ihre Familie, ihren Weg zur Feministin und noch vieles mehr.

Suhrkamp, 07.03.2022, EUR 12,90

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Wut und Böse von Ciani-Sophia Hoeder

Frauen, die ihrer Wut freien Lauf lassen, haben schnell einen schlechten Ruf. Doch diese Wut kann eine mächtige Waffe gegen persönliche und politische Unterdrückung sein.

Ciani-Sophia Hoeder fragt nach:

Wie haben wütende Frauen Geschichte und Popkultur geprägt? Welchen Einfluss haben die Erziehung von Mädchen und der abfällige Umgang mit Sorgearbeit auf die seelische Gesundheit von Frauen? Und wie wird aus Wut Mut zur Veränderung?

Hanserblau, 27.09.2021, EUR 19,20

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Schwierige Frauen von Roxane Gay

Diese Frauen kämpfen, diese Frauen geben nicht auf. Diese Frauen sind unsere Gegenwart: arm, reich, schwarz, weiß, sie sind Ehefrauen, Mütter, Wissenschaftlerinnen, Nachbarinnen, Verbrecherinnen, Liebende, Mächtige, von Gewalt Heimgesuchte. Das Schwesternpaar, das seit ihrer gemeinsamen Entführung als Kinder unzertrennlich ist. Die Frau, die mit einem Zwilling verheiratet ist, der manchmal von dessen Bruder ersetzt wird. Die Stripperin, die aufs College geht, und die schwarze Ingenieurin, die ihre Vergangenheit nicht vergessen kann:

Sie alle sind gleichzeitig zu viel und zu wenig. Wir sind wie sie und geben nicht auf.

btb, 09.11.2021, EUR 21,40

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Tara-Louise Wittwer

Tara-Louise Wittwer, geboren 1990, ist studierte Kulturwissenschaftlerin und lebt in Berlin. Hier arbeitet sie als Autorin und Content Creatorin. 2019 gründete sie ihr Unternehmen »wastarasagt« mit dem gleichnamigen, schnell wachsenden Instagram-Account. Auf ihren Social-Media-Kanälen spricht sie über Feminismus sowie den Einfluss von Popkultur und Medien auf die eigene Identität, internalisierte Misogynie und darüber, wie alte Rollenbilder stetig reproduziert werden. »Dramaqueen« ist ihr drittes Buch.

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