Rezension – Reality Show

Primetime am Heiligabend.
42 Geiseln werden in ihren Häusern festgehalten und ganz Deutschland sieht zu.

Inhaltsangabe

Heiligabend: Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen. Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln: »Zwar wählen die Menschen ihre Regierung, die Macht liegt jedoch längst nicht mehr beim Volk. Heute präsentieren wir Ihnen diejenigen, die wirklich entscheiden, wer zum Gewinner und wer zum Verlierer des Systems wird. Und glauben Sie mir, jeder von ihnen hat mindestens eine Leiche im Keller.«

Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss. Während die Menschen wie gebannt vor ihren Bildschirmen sitzen, wird eine Frage immer lauter: Wer sind die Drahtzieher hinter der Reality Show?

Vielen Dank an die Tyrolia Buchhandlung für das Rezensionsexemplar!

Meine Gedanken

Puuh, was für ein Buch! Reality Show ist topaktuell, gesellschaftskritisch und unfassbar intelligent. Die Idee ist grandios, jedoch gibt es meiner Meinung nach bei der Umsetzung ein paar Mankos.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt – erstmal kein Problem. Jedoch verliert man den Überblick, noch bevor man richtig in die Story eintauchen kann. Grund dafür ist unter anderem, dass extrem viele Personen beziehungsweise Namen vorkommen: 42 Geiseln, die Geiselnehmer, die Drahtzieher der Show, mehrere Familien, die gebannt das Geschehen im Fernsehen, am Handy oder am Laptop verfolgen, und und und …

Die Kapitel sind kurz und knackig und lassen sich gut lesen. Der Schreibstil der Autorin ist klar, flüssig und verständlich. Sobald man akzeptiert, dass man sich nicht jeden Namen der Story merken kann/muss, tut man sich einen Gefallen und kann dann besser zwischen den Zeilen lesen und den Sinn hinter diesem Roman erkennen. Im Laufe der Geschichte merkt man allerdings nach und nach, wer schlussendlich eine wichtige Figur ist und wer nicht.

Anne Freytag wirft dem Leser von Anfang an kleine, erstmals nicht zusammenhängende, Puzzlestücke zu, die dann aber mit zunehmender Seitenanzahl das große Ganze ergeben. Mehrmals hatte ich das Gefühl, dass die Autorin dem Leser einen Spiegel vor das Gesicht halten möchte.

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Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, etwas ganz anderes erwartet zu haben. Das erste Kapitel spielt etwa eineinhalb Stunden nach Beginn der Geiselnahme und zeigt uns wie die Situation in einem der luxuriösen Häuser der Geisel eskaliert. Danach gibt es Zeitsprünge. Ein Teil spielt in der Gegenwart: Der Beginn der Reality Show und der Geiselnahme. Der zweite Teil spielt in der Vergangenheit: Hier bekommt der Leser einen Einblick in das Leben der klugen Köpfe, die diesen Plan ausgeheckt haben und sich monatelang auf Tag X vorbereiten, um etwas gegen die Ungerechtigkeit des Systems zu tun.

Anfangs dachte ich noch, dass sich das Buch größtenteils in der Jetzt-Zeit bewegt und wir die Show von Anfang bis Ende miterleben. Die Spannung war auch ab der ersten Seite zu hundert Prozent vorhanden, jedoch flacht dieser Spannungsbogen ab und tut sich schwer, wieder in die Höhe zu schießen. Mir persönlich war es zu viel Nebenstory und zu wenig davon, was der Klappentext verspricht.

Trotz der Kleinigkeiten, die mich gestört haben, konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand geben. Ich wollte unbedingt wissen, wie das Volk entscheidet, was mit den Angeklagten passiert und was sich die Köpfe der Reality Show noch so überlegt haben.

PS: Teilweise dachte ich, dass ich bei Haus des Geldes gelandet bin (die erfolgreiche Netflix Serie wird im Buch sogar genannt). Maskierte Geiselnehmer, die von den Reichen nehmen und es den Armen geben, die nicht mehr nach den Regeln des Staates spielen möchten und sich Sympathie bei den Zuschauern und Bürgern Deutschlands verschaffen – denn sie sorgen endlich für Gerechtigkeit!

Zusammenfassend war Reality Show eine kluge und faszinierende Lektüre mit grandioser Grundidee, jedoch mit mehreren Schwachstellen. Mein Highlight war es leider nicht, trotzdem kann ich es als „Buch für Zwischendurch“ empfehlen.

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Anne Freytag

Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Seither veröffentlicht sie bei Verlagshäusern wie dtv und Random House.

Für ihre Romane wurde Freytag mehrfach für Literaturpreise nominiert und damit ausgezeichnet – unter anderem dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. Darüber hinaus gibt es konkrete Pläne zur Verfilmung einzelner Werke. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München. Quelle: annefreytag.de

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